War ein Ernst von Leobenegg bei der Schlacht bei Mühldorf?

War ein Ernst von Leobenegg bei der Schlacht bei Mühldorf?

Die Schlacht bei Mühldorf am Inn in Oberbayern im Jahr 1322 war eine Auseinandersetzung zwischen dem Herzog von Oberbayern Ludwig von Wittelsbach und dem Herzog von Österreich Friedrich von Habsburg um das Amt des römisch-deutschen Königs. Sie gilt als die letzte große Ritterschlacht ohne Verwendung von Feuerwaffen. Hat ein Ernst von Leobenegg teilgenommen?

Der Salzburger Erzbischof Friedrich von Leibnitz stand an der Seite von Friedrich von Habsburg und unterstützte diesen militärisch. Daher waren auch einige salzburgische Gefolgsleute bei der Schlacht dabei. Aus den Urkunden erfahren wir, dass Graf Otto von Ortenburg bei der Schlacht gefangen genommen wurde. Auch der Sohn des Hauptmanns von Lienz Cholo von Flaschberg und vielleicht auch er selbst waren zugegen, was ein paar Jahrzehnte vorher noch undenkbar gewesen wäre, da Lienz als Zentrum der vorderen Grafschaft Görz in Konkurrenz zu Salzburg stand.

Die Ritterliste

Wilhelm Erben hat sich intensiv mit der Schlacht von Mühldorf auseinandergesetzt und versucht ein Verzeichnis von Schlachtteilnehmern im Dienst von Salzburg aufzustellen. In seiner Veröffentlichung aus dem Jahr 1932 setzt er sich mit der Überlieferung von Salzburger Ritterweihen aus den Jahren 1319 und 1322 auseinander und versucht außerdem über Urkunden (wie die beiden oben erwähnten) weitere Schlachtteilnehmer zu identifizieren.

Im Anhang auf S. 83 erwähnt er einen „Fridericum de Leubeneckh“ in seiner Zusammenfassung der bekannten Überlieferungen des Ritterverzeichnisses und zusätzlich auf S. 106 als „Kampfteilnehmer auf salzburgischer Seite in Betracht Kommenden“ (S. 102) „Leubenneck, Lobnichk, de, Lobinger, Ernst, Sohn Ernst’s von“ also als Vater und Sohn Ernst von Leobenegg zu interpretierende Namen.

Nun sind mir sowohl ein Friedrich von Leobenegg oder ein Ernst von Leobenegg bei den Urkunden des 14. Jahrhunderts bisher nicht vorgekommen, was ja nicht heißt, dass sie nicht existiert haben. Interessanterweise findet sich 1352 in einer Urkunde als Zeuge ein „Fridreich d(er) leckh(er)“, den ich bisher nicht zuordnen konnte und als „Fridreich d(er) l(euben)eckh(er)“ gedeutet werden könnte. Zeitlich wäre das möglich. Glücklicherweise nennt Erben die Urkunden, von denen er die beiden Ernst von Leobenegg ableitet sehr genau. Das ermöglicht es mir seine Überlegung nachzuvollziehen, was bei anderen Veröffentlichungen nicht immer selbstverständlich ist.

Urkundliche Entschädigungen

In einer Urkunde vom 15. Dezember 1323 scheint „Ernsten den Lobniker“ auf, am 10. August 1325 erhält „Ernst der Lobniger“ vom Salzburger Amtmann im Lungau im Auftrag des Erzbischofs eine Geldzahlung. Schließlich wird am 15. August 1325 explizit erwähnt, dass die Geldzahlung, die „Ernst h(err)n ernst(e)s svn von Lobnich“ vom Tamsweger Amtmann erhält, wegen seinem „dienst · gegen payern“ bezahlt werden. Schließlich wird am 10. Mai 1326 noch einmal ein Betrag vom Salzburger Amtmann von Fohnsdorf ausbezahlt. Bei dieser Urkunde konnte ich aufgrund der Bildqualität und Schrift nicht viel entziffern, wenn man allerdings den Regesten glaubt, dann heißt es „Ernst von Lobnichk“ und der Vater tritt als Siegler auf.

Namensvariationen

Unabhängig davon, dass bei den Regesten der Urkunden auf Monasterium, die aus Franz Martins Salzburger Urkundenbüchern stammen, der Name mit „Ernst von Lobming“ aufgelöst wird, ist mir Lobniker, Lobniger, Lobnich, Lobnichk bisher nicht als Variante von Leobenegg untergekommen. Am ehesten könnte man noch Lobnichk in diese Richtung deuten. Gängige Variationen sind Leubenekke(r), Leubnek(k)e(r), Livbneke, Lvbinekke, Leub(e)nek, Leͦwbenekk, Lobenekker, Lewͦbenekker, Leubmekk(er), Lewbineker, Leubmekk, Leubenekkeͣr (aus meiner Urkundensammlung). Es erscheint auch seltsam, dass für einen Ernst von Leobenegg die Entschädigungen vom Lungauer, Tamsweger oder Fohnsdorfer Amtmann ausbezahlt werden und nicht etwa vom Amtmann von Gmünd oder Sachsenburg.

Mit den heutigen Möglichkeiten kann man noch eine Urkunde vom 12. Juni 1323 hinzufügen, wo der Fohnsdorfer Amtmann für „Ernst von Lobnich“ eine Schuld begleicht, die mit Schulden des Erzbischofs an Ernst aufgerechnet werden. Mir scheint Ernst von Lobming daher eher in der Steiermark zu verorten. Um auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen: War ein Ernst von Leobenegg bei der Schlacht bei Mühldorf?

Ich halte das für recht unwahrscheinlich.

Literatur

Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Salzburg, Erzstift (798-1806) AUR 1324 X 21, Online: monasterium.net (besucht am 20.02.2025).

Die Kärntner Geschichtsquellen 1310–1325, in: Hermann Wiessner (Hrsg.): Monumenta Historica Ducatus Carinthiae. Geschichtliche Denkmäler des Herzogtums Kärnten, Bd. 8, 1963, S. 203, No. 699.

Erben, Wilhelm: Mühldorfer Ritterweihen der Jahre 1319 und 1322, in: Veröffentlichungen des Historischen Seminars der Universität Graz 12 (1932).

Kärntner Landesarchiv, Lodron AT-KLA 27-B-377 St, Online: monasterium.net (besucht am 20.02.2025).

Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Salzburg, Erzstift (798-1806) AUR 1323 XII 15, Online: monasterium.net (besucht am 20.02.2025).

Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Salzburg, Erzstift (798-1806) AUR 1325 VIII 10, Online: monasterium.net (besucht am 20.02.2025).

Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Salzburg, Erzstift (798-1806) AUR 1325 VIII 15, Online: monasterium.net (besucht am 20.02.2025).

Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Salzburg, Erzstift (798-1806) AUR 1326 V 10, Online: monasterium.net (besucht am 20.02.2025).

Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Salzburg, Erzstift (798-1806) AUR 1323 VI 12, Online: monasterium.net (besucht am 20.02.2025).

Zitieren als

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Michael Glanznig: War ein Ernst von Leobenegg bei der Schlacht bei Mühldorf?. In: History, Open/S/D/K, Februar 2025. Online: ark:/74904/v8006f.

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